#29: „ Du bist richtig so, wie du bist“ | Univ.-Prof.in Dr. Stefanie Horndasch
Shownotes
Universitätsprofessorin Dr. Stefanie Horndasch ist Expertin für psychische Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Seit dem 1. April 2025 leitet sie die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Klinikum Bethel. Im Gespräch mit unserem Moderator Philipp Katzmann erzählt sie, warum eben diese Arbeit zwischen Medizin und Psychologie für sie so erfüllend ist, warum die Arbeit mit Kindern auch immer Elternarbeit mit sich bringt und welchen Einfluss soziale Medien auf das Selbstbild der Jugendlichen haben. Das alles erfahrt Ihr im Podcast Vierundzwanzigsieben.
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00:00:03:
00:00:11: Zu Gast im Podcast.
00:00:15: Schön, dass Sie da sind.
00:00:16: Hallo,
00:00:17: vielen Dank für die Einladung.
00:00:18: Ja, herzlich willkommen.
00:00:20: Frau Professorin Hondasch, ich hab zu Beginn die Frage bzw.
00:00:25: die Bitte, wenn Sie einen Satz vollenden könnten, wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, erzähle ich.
00:00:32: Erzähle ich über ... die Art und Weise, wie wir Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen behandeln, wie ich auch ein großes Interesse habe, mehr herauszufinden über die Grundlagen von Kinder- und Jugendpsychiatrischen, Krankheiten, Steuerungsbilden und wie ich dieses Wissen auch gerne an die Studierenden vermitteln möchte.
00:00:52: Okay, da steckt schon die gesamte Komplexität ihres Berufes drin und ihrer Funktion.
00:00:59: Sie sind die Klinikdirektoren und Universitätsprofessoren für psychiatrische und psychosomatische Kinder- und Jugendmedizin.
00:01:07: Ist das so?
00:01:08: Für
00:01:09: Kinder- und Jugendpsychiatrie- und Psychotherapiewerte die richtige Bezeichnung.
00:01:13: So ist die Bezeichnung richtig.
00:01:15: Vielen Dank.
00:01:16: So, und da müssen wir jetzt mal sozusagen irgendwo anfangen und schauen, wo es uns hinführt.
00:01:21: Wie muss ich mir das vorstellen?
00:01:22: Was sind so?
00:01:24: die Bilder, die Störungen, die Themen, denen sie begegnen?
00:01:28: oder sind ganz verschiedene und ganz diverse, was ja die Kinder- und Jugendpsychiatrie auch so interessant macht.
00:01:33: Also es sind nie zwei Patientinnen oder Patienten, die sich mit genau der gleichen Geschichte, mit genau den gleichen Beschwerden präsentieren.
00:01:42: Also es ist sehr unterschiedlich natürlich, je nach Kind oder Jugendlichen, der da vor uns steht oder sitzt.
00:01:48: Grundsätzlich gibt es schon natürlich Kategorien, in denen wir die Störungsbilder einteilen.
00:01:53: Bei den jüngeren Kindern sind das oft Verhaltenstörungen.
00:01:57: Also Auffälligkeiten im Sozialverhalten, ADHS beispielsweise ist ja etwas, was sehr bekannt ist als Diagnose.
00:02:05: sind aber auch Angststörungen oder depressive, emotionale Störungen im Kindesalter.
00:02:10: Also viel, was sich im Verhalten äußert.
00:02:12: Bei den Jugendlichen wird es dann eher ähnlich den Störungsbildern bei Erwachsenen.
00:02:18: Also da gibt es viele Jugendliche mit depressiven Störungen im weitesten Sinn.
00:02:23: Mit Angststörungen, mit Zwangsstörungen, die aber auch schon im Kindesalter auftreten können, mit Substanzkonsumstörungen, natürlich S-Störungen, vereinzelt Psychosen oder bipolar Störungen.
00:02:34: Wenn Sie vom Kindesalter reden, kann man so ein bisschen sagen, ab wann behandeln Sie Kinder?
00:02:40: Ab welchem Alter?
00:02:40: Also bis zu achtzehn in der Regel?
00:02:42: Genau, bis zu achtzehn in der Regel.
00:02:44: An sich können wir schon vom frühen Kindesalter, vom Säuglingalter, an Behandeln bei Fütterstörungen beispielsweise.
00:02:51: Das tun wir selten stationär oder teilstationär, sondern stationär, teilstationär fängt so ungefähr mit fünf oder sechs Jahren an.
00:02:59: Und das ist interessant, weil ich das so noch nie auf dem Schirm hatte, Thema Fütterstörungen.
00:03:03: Das heißt, da gibt es Säuglinge, Kleinkinder, die Patu nicht essen wollen.
00:03:06: Genau, zum Beispiel.
00:03:08: Und da würde ich ja jetzt erstmal bei nicht eine organische Ursache vermuten, weil eine psychische Störung würde ich dann auch gar nicht vermuten.
00:03:15: Aber gibt es die sozusagen?
00:03:16: Die gibt
00:03:16: es als Diagnosen, genau, auch bei den sehr kleinen Kindern.
00:03:20: Aber man muss natürlich immer organische Grundlagen untersuchen und ausschließen, dass es eine organische Ursache hat.
00:03:26: Aber ja, da gibt es natürlich Kinder und Jugendliche, kleine Kinder, bei denen man das nicht findet, keine organische Ursache.
00:03:34: Und dann arbeitet man da aber viel mit den Eltern.
00:03:38: gar nicht so die kindzentrierte Arbeit im Vordergrund, sondern eben mit den Dyadensacken, also mit den Paaren von Eltern und Kindern.
00:03:46: arbeitet man da zusammen, verhaltenstherapeutisch und geht das so an.
00:03:51: Gehört das Thema Dyadensprich die Arbeit mit dem System, was denn?
00:03:57: die Patientin umgibt immer grundsätzlich dazu oder gibt es auch Punkte, wo das eigentlich getrennt ist?
00:04:03: Es gibt Einzelfälle, wo die Jugendliche oder der Jugendliche zum Beispiel sagt, ich möchte mit meinen Eltern nichts zu tun haben, dann würden wir das nicht gegen den Willen, das Betroffenen machen, aber trotzdem mit den Eltern sprechen, sofern sie Sorge berechtigt sind.
00:04:16: Also ja, aber in der Regel ist immer die Elternarbeit mit dabei, haben wir auch manchmal Großeltern, haben manchmal Geschwister, haben Vormünder.
00:04:26: auch die Tante dazu, weil das Kind vor allem von ihr versorgt wird.
00:04:30: Also das ganze System, wer da eben dran hängt, wird von uns mit beachtet.
00:04:35: So ganz spontan stellen Sie eigentlich an vielen Stellen oder an manchen Stellen auch mal fest, wenn das System anders wäre, wird es dem Kind... Wäre es vielleicht so gar nicht behandlungswürdig?
00:04:48: Also verstehen Sie,
00:04:49: ich würde mich
00:04:50: präzise noch raus.
00:04:52: Ja, es ist
00:04:52: natürlich immer schwer zu fragen.
00:04:54: Genau, gute Frage.
00:04:56: Das fragen wir uns tatsächlich manchmal.
00:04:59: Es ist natürlich immer schwer zu sagen, woher kommt eine gewisse Verhaltensauffälligkeit oder Störung.
00:05:05: Also wir können nie sicher sagen, wie die Situation wäre, wenn das Kind in einer anderen Familie beispielsweise aufgewachsen wäre oder in einer Institution statt in der Familie.
00:05:15: so nachhinein schwer sagen.
00:05:17: Aber es gibt schon Situationen, wo wir zumindest den Eindruck haben, dass ein Wechsel des Aufenthaltsorts, des Wohnorts, entscheidend ist dafür, dass es dem Kind oder Jugendlichen überhaupt besser gehen kann.
00:05:28: Das schon.
00:05:29: Also eher in die Richtung Zukunft zu orientieren, was kann helfen, damit die Gesamtsituation besser wird und nicht nur ein Symptom behandelt werden kann.
00:05:39: Wir schauen, was genau wer der Schuldige ist oder wie das System genau da defizitär ist, weil das ja auch oft nicht weiter hilft in der Situation, sondern eher zukunftsorientiert, was es nötig, was braucht derjenige, um wieder besser zurechtzukommen.
00:05:55: Jetzt ist ja eines Ihrer Forschungsschwerpunkte und Schwerpunkte hin, das Thema Essstörung habe ich gelesen.
00:06:01: Können Sie da mal ein bisschen erzählen, was bedeutet das aus Ihrem Blick, was ist das für ein Phänomen?
00:06:08: Esstörungen sind an sich ein sehr breites Phänomen.
00:06:11: Was ja bekannt ist, oft oder auch in der Presse zu lesen ist.
00:06:15: Beispielsweise ist die anorexierender Wosa, also die Magersucht und die bulimierender Wosa, die Esprechsucht auf Deutsch.
00:06:22: Das sind so die bekanntesten Esstörungen.
00:06:24: Aber Auffälligkeiten im Essverhalten oder im Körperbild gehen ja weit drüber hinaus.
00:06:29: Man weiß, dass sehr viele Jugendliche ungefähr über zwanzig Prozent der Mädchen und ein bisschen weniger Jungs unzufrieden sind mit ihrem Körper und Durchstörungen.
00:06:37: das Körperbild eben auffallen schon, so dass es keine diagnostizierte Essstörung ist, aber trotzdem ein Leidensdruck da ist.
00:06:45: Also Essstörungssymptomatik würden wir dann sagen, also Auffälligkeiten, die aber nicht gleich störungsrelevant sind, liegen bei ungefähr zwanzig Prozent aller Jugendlichen vor.
00:06:56: Also ist es insgesamt ein Thema, das viele betrifft.
00:07:00: Ich habe mich in meiner Forschung mit den Grundlagen von Essstörungen beschäftigt.
00:07:04: Da gibt es Phänomene, die zuerst mal für jemanden der nicht an einer Erstörung leidet, unerklärlich sind.
00:07:09: Zum Beispiel dieses Phänomen des gestörten Körperbilds.
00:07:13: Man sieht sich viel zu dick, viel zu übergewichtig, viel zu hässlich und das entspricht nicht den objektiven Tatsachen.
00:07:21: Also wenn man das Gewicht und die Größe misst, dann sind die Betroffenen im Untergewicht beispielsweise und fühlen sich aber trotzdem viel zu dick.
00:07:29: Und wie diese Wahrnehmungs- und Empfindungsverzerrung zustande kommt, damit habe ich mich in meinen Forschungen.
00:07:36: beschäftigt, also mit dem Körperbild auf der einen Seite und dem Essverhalten auf der anderen Seite.
00:07:41: Also wie schätzen beispielsweise Jugendliche mit Essstörungen und ohne Essstörung Portionsgrößen ein?
00:07:47: Wie reagieren Sie, wenn Sie Bilder von Essen sehen?
00:07:50: Wie reagiert das Gehirn, wenn, wenn Sie hoch kalorische Dinge essen, zum Beispiel Chips?
00:07:55: haben wir untersucht im MRT, wie da die Hirnreaktionen sind.
00:07:59: Also so die Grundlagen auf der einen Seite von Essstörungen haben mich beschäftigt, aber schon auch, wie kann man diese Themen angehen?
00:08:06: Also wie kann man am Körperbild arbeiten, zum Beispiel durch Konfrontation mit dem eigenen Körper?
00:08:11: Oder wie kann man am Essen arbeiten?
00:08:14: Wie kann man sich wohler fühlen mit sich, mit seinem Körper, mit dem, was man zu sich nimmt?
00:08:19: Sind Essstörungen in diesem ganzen Spektrum eigentlich eine Störung oder eine Krankheit?
00:08:25: einer Ausdruck auch einer sehr wohlhabenden Gesellschaft, oder kann man das so nicht sagen, also wenn wir es fallen haben, natürlich laut der Korrelation eine, was ein Idealbilder nachhängt könnten, oder ist es ein weltweites Phänomen, wobei ich, also ich will mal sagen, auch das Thema verzerrte Körperbilder gibt, weil in einer ärmeren Gesellschaft oder wo sozusagen das Überleben, oder die Nahrung, eine tägliche Frage des Überlebens ist, wird es andere Themen geben.
00:08:52: Aber ich frage mich, ob es da auch verzerrte Körperbilder etc.
00:08:55: gibt oder ob es das da eigentlich gar nicht vorkommt.
00:08:57: Doch schon zum Teil, also das ist eine Tendenz, die man erkennen kann in Studien.
00:09:01: Wie immer ist die Studienlage nicht so ausführlich, dass man das ganz abschließend bewerten könnte.
00:09:06: Aber die Tendenz ist schon, dass Gesellschaften, in denen Medien beispielsweise eine große Rolle spielen oder eben solche vermittelten Körperideale, dass die schon, dass da Jugendliche schon eher von Essstörungen betroffen sind.
00:09:18: Aber es ist ein weltweites Phänomen, gerade heutzutage inzwischen, wo auch Medien beispielsweise überall verbreitet sind.
00:09:26: diese früher eher westlich genannten Schönheitsideale doch auch über alle Gesellschaften präsent sind, sind die Essstörungen schon weltweites Phänomen nahezu.
00:09:37: Und ist es vielleicht auch ein viel älteres Phänomen, als ich mir vorstellen würde?
00:09:40: Also ich kann mir vorstellen, das ist eher so im medialen Zeitalter.
00:09:44: nochmal eine besondere Bedeutung gewonnen hat auch in den letzten Jahren.
00:09:47: oder ist es vielleicht auch schon ein Jahrhundert altes Phänomen?
00:09:49: Ja, es ist.
00:09:50: grundsätzlich sind Einzelfälle von Patienten mit Essstörungen schon über Jahrhunderte beschrieben worden.
00:09:56: Genau, da gibt es.
00:09:57: berühmte Persönlichkeit in Franz Kafka zum Beispiel, wurde mal nachgesagt, er hätte eine Essstörung, Sessi, Kaiser.
00:10:03: Das schein
00:10:04: mich nicht nur diese.
00:10:06: Genau.
00:10:06: Das Thema.
00:10:07: Also da gibt es sicher mehrere Themen auch, aber es sind eben Fälle von Patienten mit Essstörungen schon beschrieben, aber eher als Einzelfälle und ohne dass es auch so genannt wurde früher.
00:10:18: Natürlich sind wir heutzutage viel hellhöriger und können das besser einordnen und beschreiben und diagnostizieren.
00:10:24: Und gibt die Forschung da eine klare Zahl?
00:10:27: ist sicher eine Korrelation zwischen dem Thema Social Media mediale Idealisierung, auch eines Körperbildes etc.
00:10:34: oder ist es eher so, dass was ich jetzt in meinem Leinhaften Verstand fantasiere und sie sagen, ah, die Zahlen sagen eigentlich was anderes?
00:10:40: Nein, also eine Fantasie würde ich es auf keinen Fall nennen.
00:10:42: Das ist auf jeden Fall was, was bekannt ist, dass Social Media oder eben gerade die Vermittlung von unrealistischem Schönheitsidealen in den Medien die Körperunzufriedenheit zumindest steigern.
00:10:54: Das ist ja was, was man direkt abfragen kann.
00:10:56: Jugendliche oder auch Erwachsene, wie fühlst du dich?
00:10:59: bevor und nachdem du da diese Bilder gesehen hast.
00:11:02: Also das sind so kurzfristige Phänomene, dass die Selbstunsicherheit steigt, die Unzufriedenheit mit sich, die man tatsächlich in Studien herausfinden kann.
00:11:10: Was man leider, würden wir uns mehr wünschen, wieder nicht rausfinden kann, ist natürlich, was ist die Ursache?
00:11:17: Warum entwickelt genau diese Jugendliche oder diese Frau eine Essstörung?
00:11:22: Da weiß man natürlich nie genau, was der entscheidende Faktor ist, weil die Essstörungen wie alle zwischen Störungen multifakturär bedingt sind.
00:11:31: Also da spielen familiäre Dinge oft eine Rolle.
00:11:33: Da spielt das restliche soziale Umfeld eine Rolle, vielleicht eine genetische Prädisposition, die schon vorliegt oder Persönlichkeitsfaktoren, also Menschen, die schon immer sehr ... perfektionistisch waren oder die schon immer sehr unzufrieden mit sich selbst waren, haben ein höheres Risiko, eine Essstörung zu entwickeln, auch wenn sie vielleicht genau die gleichen Medienbilder wie auch andere Personen sehen.
00:11:56: Also die Grundfrage ist immer, was macht jemand anfällig dafür für diese Einflüsse?
00:12:01: Aber dass die Einflüsse eine Rolle spielen auf die Art, wie man sich selber wahrnimmt und auch im Vergleich zu anderen wahrnimmt, das ist sicher der Fall.
00:12:10: Das heißt ja ist ja... Also das heißt ja im Umkehrschluss, was auch logisch ist, nicht jeder, der sozusagen Social Media und Ideale konsumiert ist, gleich anfällig wird, muss gleich automatisch in der Essstörung landen, heißt ja.
00:12:22: aber andersherum, was erleben Sie denn?
00:12:24: Was stärkt denn Menschen in Ihrem Selbstbild oder in einer korrekten Körperwahrnehmung?
00:12:30: Ich habe jetzt Anführungsstriche gemacht, das muss ich sagen, weil das niemand sieht, wenn es
00:12:36: wird.
00:12:37: Ja, also das ist schon ein sehr ressourcenorientierter Ansatz, nachdem Sie da fragen.
00:12:42: Grundsätzlich ist es gut, ein gesundes, gut ausgebildetes Selbstwertgefühl zu haben, was natürlich auch wieder auf Erfahrungen gründet, die man in seiner früheren Kindheit oder in seiner Jugend gemacht hat, also ein wohlwollendes Elternhaus oder Umfeld.
00:12:57: der richtige, sage ich jetzt auch in Anführungszeichen, Freundeskreis kann dazu beitragen, dass man eben sich nicht so sehr auf seine Defizite und nicht so sehr auf die körperliche Erscheinung fokussiert, sondern eben eher auf andere Themen, zum Beispiel Hobbys, zum Beispiel auch Schule, wo man vielleicht dann Erfolge hat und darauf auch sein Selbstwertgefühl zum Teil gründen kann oder dass man eben schon als kleines Kind.
00:13:20: auch die Einstellung vermittelt bekommt, idealerweise, du bist richtig so, wie du bist und du bist ein wertvoller Mensch, egal wie du aussiehst, egal auch zum Teil, was du schaffst im Leben, was du erlangen kannst an Erfolgen.
00:13:33: Also so ein anerzogenes Selbstwertgefühl gibt es auf jeden Fall auf einer Seite, aber schon auch die Einstellungs- und Bewertungsmuster sind natürlich wichtig in diesem Moment, also wo lege ich meine Aufmerksamkeit hin.
00:13:48: Dann gibt es auch da Einflüsse der Medien.
00:13:51: Es gibt nicht nur Schädliche, sondern auch positive Einflüsse der sozialen Medien.
00:13:55: Man glaubt das nicht, aber es gibt auch sehr selbstwertsteigende Seiten.
00:14:00: Man kann ja einen Podcast hören, das ist ja immer gut.
00:14:02: Zum Beispiel, genau.
00:14:04: Und da gibt es auch Podcasts, die sehr bestärken auf jeden Fall in dem, was man tut oder in seinen Ansichten.
00:14:13: Und da gibt es eben solche Phänomene auch auf Instagram oder auf TikTok, so schädlich.
00:14:17: das auch oft ist, aber Seiten, die einem eben mehr zu mehr Selbstwertgefühl indirekt verhelfen können, indem sie auch ressourcenorientiert sind, indem sie auch zum Beispiel Körperbilder, die jetzt nicht dem Ideal entsprechen, Body Positivity oder Body Neutrality, sind dabei Spiele vermitteln, die eben dazu führen, dass man sich trotzdem wohlfühlt, obwohl man vielleicht nicht eins zu eins dem Ideal entspricht.
00:14:43: Ich habe gelesen und hier auch im Klinikumfeld den gehört.
00:14:46: dass das Thema Essstörung noch mal zugenommen hat im Zuge der Isolation von Jugendlichen durch die Pandemie.
00:14:52: Können Sie das bestätigen?
00:14:53: Ist das etwas, was Sie auch so erlebt haben?
00:14:55: Und was ist der Teil daran?
00:14:58: Gute Frage.
00:14:59: Wenn die schon beantwortet wären, wären wir froh und hätten nochmal eine Erkenntnis dazu gewonnen.
00:15:04: Also, dass es so ist, ist tatsächlich der Fall.
00:15:08: Also, das konnte man auch an Krankenkassendaten nachweisen.
00:15:11: Oder wir haben auch in der Klinik die Erfahrung gemacht, dass mehr Jugendliche sich vorstellen.
00:15:16: Mit Essstörungen eben, zwanzig, zwanzig, einundzwanzig, da gab es einen richtigen Boom, wenn man das so nennen darf, an Jugendlichen, die eine Essstörung entbittelt haben, gerade auch die Zeit.
00:15:27: an der anorexierenden Wose, also der klassischen Mager sucht haben.
00:15:31: deutlich zugenommen.
00:15:33: Was es war, ja, dazu gibt es viele Untersuchungen auch.
00:15:37: Man ist sich auch da natürlich nie ganz sicher.
00:15:39: Also, was Faktoren waren sicher, sind die der Verlust an Struktur für die Jugendlichen, also die bisher gewohnten Dinge, wie der regelmäßige Schulbesuch, die regelmäßige Ausübung von Hobbys, vielleicht von Sportarten sind weggefallen.
00:15:53: Dadurch ist bei vielen so eine Unsicherheit entstanden, was darf ich jetzt überhaupt tun?
00:15:59: Wie kann ich trotzdem fit bleiben, zum Beispiel, wo dann wieder das Sportthema reinkommt?
00:16:03: Manche haben dann exklusiv Workouts betrieben, auch vielleicht nochmal befeuert durch die sozialen Medien oder die Medien allgemein, die da so Workouts viel propagiert haben.
00:16:14: Dann hat man sich natürlich mehr mit den sozialen Medien und mit Bildern, die einem da vermittelt werden, beschäftigt, weil man einfach weniger unterwegs war und mehr Zeit zu Hause und am Bildschirm und am Handy verbracht hat.
00:16:25: Das sind Sicherfaktoren und natürlich auch die allgemeine... Unsicherheit, die geherrscht hat während der Corona-Pandemie.
00:16:32: Essstörungen sind ja oft ein Mechanismus, um Kontrolle zu erlangen ein Stück weit.
00:16:36: Und wie ist da weggefallen?
00:16:39: Als Vater frage ich mal, wie sage ich es meinem Kind richtig?
00:16:44: Ich merke, ich habe Kinder zwischen zwölf und achtzehn.
00:16:48: Und die achtzehnjährige, die ist schon mal etwas weg.
00:16:51: Aber so eine Mischung aus, ich spüre eine Verantwortung, meinem Kind zu sagen.
00:16:58: Du ernährst dich ein bisschen zu ungesund.
00:17:00: Das geht so nicht.
00:17:01: Und einer Sorge, wie schaffe ich ihr es trotzdem zu vermitteln?
00:17:06: dass sie so wie sie es gut ist.
00:17:08: Sie sprechen jetzt eher von Kindern, die zu ungesund, zu...
00:17:12: Also ich sag mal so, ich hab sagen, ich auch bei dem Thema Social Media, das Problem ist, also ich erlebe als Eltern natürlich, also man kann ja Regeln setzen, man kann Dinge absprechen und wir wissen, wenn man bemüht sich, aber ich finde, es ist schon eine Herausforderung unserer Zeit, weil entweder wagt man die totale Begrenzung und sagt, es gibt gar nichts, ansonsten sind es... Sie auch.
00:17:36: sozusagen von der Schule bis nach Hause liegt ein McDonalds und ein Subway.
00:17:41: Und ich finde, es gehört auch dazu, Dinge zu tun, die die Eltern nicht mitbekommen und wissen.
00:17:47: Aber man muss es ja ins Gespräch bringen.
00:17:49: Wie gelingt das?
00:17:50: Das
00:17:50: ist schon mal ein guter Ansatz.
00:17:52: ins Gespräch, bringen die totale Kontrolle.
00:17:55: Wie haben Sie es genannt?
00:17:56: Entweder die totale Abgrenzung.
00:17:58: Ich kann ja Social Media und so weiter verbieten und sagen, das gibt es.
00:18:01: Da bist du von diesen
00:18:02: Einflüssen
00:18:03: frei, aber das funktioniert auch nicht.
00:18:04: Weil bei irgendwelchen Freunden sieht man immer.
00:18:06: Genau.
00:18:07: Und ab einem gewissen Alter.
00:18:08: Und
00:18:08: ich nehme an, wenn ich meinen Kind einsperre, muss die auch irgendwann zu Ihnen.
00:18:11: Genau.
00:18:12: Das wollte ich gerade vorsichtig anbeuten.
00:18:14: Ab einem gewissen Alter ist die totale Kontrolle nicht mehr sinnvoll und nicht entwicklungsfördernd.
00:18:19: Da ist ja eine gewisse Autonomie.
00:18:21: Aber Sie verstehen meine Ambivalenz,
00:18:22: die es zum Ausdruck
00:18:23: bringen will, mal als Vater sozusagen.
00:18:25: Was raten Sie mir?
00:18:26: Absolut.
00:18:27: Ich rate zum goldenen Mittelweg zum einen.
00:18:30: Also nicht die totale Kontrolle auszuüben natürlich.
00:18:33: aber doch den Überblick zu behalten, was das Kind so ungefähr.
00:18:36: tut und da ist es aber bei Jugendlichen essentiellem Gespräch zu bleiben, weil man ja doch nicht mehr überall dabei ist zum Glück und nicht mehr so viel mitbekommt, wie das eben noch bei kleinen Kindern der Fall ist.
00:18:47: Also ich rate auf jeden Fall als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
00:18:51: Das denke ich ist was, was sie sowieso tun, als Vater genauso wie im Podcast.
00:18:56: Und da eben immer wieder Angebote zu machen, immer wieder zu fragen, auch schon mal anstellen, die einem selbst am Vorkommen nachzufragen.
00:19:06: Wenn es wirklich Dinge sind, die einem sehr große Sorgen bereiten, zum Beispiel, wenn das Kind zu wenig ist, wenn man das Gefühl hat, die Jugendliche konsumiert, irgendwelche Drogen, irgendwelche Substanzen, also dann würde ich auf jeden Fall nachfragen und das Gespräch anbieten, natürlich mit Sensibilität, wie Sie schon gesagt haben, also gerade, wenn es um ungesunde Verhaltensweisen geht und wenn es um vielleicht auch Übergewicht.
00:19:29: Beispielsweise geht dann sehr sensibel mit dem Thema umgehen, aber doch eher die gesundheitlichen Aspekte betonen als die Figur und das Aussehen.
00:19:38: Also das Körperbild sollte man als Eltern am besten möglichst wenig als Gesprächsthema aufbringen.
00:19:44: Das ist auf jeden Fall eine gute Strategie, aber gesundheitliche Sorgen, die man hat oder Sorgen, um Krankheiten, um Essverhalten, um Drogen, Substanzkonsum, die auf jeden Fall ansprechen.
00:19:58: Ich gebe mal an dieser Stelle ein bisschen vom Fachlichen weg und ich gebe Ihnen nochmal einen Satz zum Vervollständigen.
00:20:06: In der Schule war ich Außenseiter, Streber bei allen beliebt, ein stilles Wasser, oder?
00:20:13: Oder irgendwas dazwischen, vielleicht auch.
00:20:17: hatte gute Noten, würde mich aber nicht als Drehbarin bezeichnen.
00:20:20: Also ich hatte immer noch den Ausgleich zwischen Freizeit und Schule gut hinbekommen und hatte Freunde.
00:20:27: Also eine Außenseiterin war ich nicht.
00:20:30: Okay.
00:20:31: Man ahnt an ihrem Dialekt, dass sie aus dem Fränkischen kommen.
00:20:35: Also ich ahne es nicht nur.
00:20:37: Ich weiß es.
00:20:38: Das ist ihre Heimat.
00:20:39: Und ich habe, glaube ich auch, wir sprachen dabei ihre Einführung drüber.
00:20:43: Sie sind auch in Erlangen.
00:20:45: Wenn ich es richtig weiß aufgewachsen?
00:20:46: Nein,
00:20:47: in Schwabach.
00:20:48: Bei Schwabach, das ist ganz in der Nähe von Erlangen, aber auch in Schwabach.
00:20:51: Haben dann aber dort studiert und sind dort ihren medizinischen Weg gegangen.
00:20:57: Das ist ja...
00:20:58: Das ist ein größer Teil.
00:21:00: Wie sind Sie es geworden?
00:21:01: Was hat Sie fasziniert an der Medizin?
00:21:04: War das ein Weg, der früh klar war?
00:21:05: oder haben Sie gesagt, auch das probiere ich mal?
00:21:08: Und meine Noten waren auch so gut, dass ich das machen konnte.
00:21:10: Das zum einen, aber ich bin immer geschwankt zwischen Medizin und Psychologie als Studienfächer und da bin ich ja jetzt auch irgendwie gelandet in diesem Zwischenbereich.
00:21:20: Also mich hat beides interessiert tatsächlich, dann habe ich mich für Medizin entschieden, aber immer auch psychologische Veranstaltungen besucht, mich mit solchen Themen beschäftigt, Psychotherapie, da mich schon früh interessiert, habe auch meine Praktika dann in dem Bereich gemacht, zum Beispiel in München an der LMU oder in Kanada, eine Formulatur bei einer sehr faszinierenden Kinder- und Jugendpsychiatrin, die dort eine Praxis hatte und sich in der Friedensarbeit auch engagiert hatte.
00:21:48: Also das hat mich dann nochmal dem Fach Kinder- und Jugendpsychiatrin näher gebracht und so hat mich das schon mein ganzes Studium begleitet und dann wurde das auch das Fachgebiet letztendlich, wo ich mich spezialisiert habe.
00:22:02: Das heißt, Sie haben ja zwischen der... Psychologie und der Medizin, wenn ich das so richtig deutlich, einen ganz guten Mittelweg gefunden.
00:22:10: Ich frag mich bei dieser Arbeit.
00:22:11: Ich will keine Arbeit herabsetzen.
00:22:13: Es hat alles seine Herausforderung.
00:22:15: diese Form der Beziehungsarbeit.
00:22:18: Und das ist es ja.
00:22:19: Es steht ja unter ihren Leitprinzipien auch das Thema Gegenseitigkeit.
00:22:23: Das ist ein wichtiges Leitprinzip in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
00:22:27: Es ist ein vielen Stellen.
00:22:28: Und ich deute das so, wie.
00:22:29: es geht natürlich auch um das Einverständnis, das Mitwirken der Patientinnen und so weiter.
00:22:33: Davon hängt ja ganz viel ab.
00:22:35: Ist es nicht eine wahnsinnig heran anstrengende Arbeit?
00:22:39: Ja, zum Teil.
00:22:41: Wobei das natürlich je länger man die Arbeit macht, das mehr gewöhnt man sich auch an die herausfordernden Situationen.
00:22:48: Aber genau, es gibt immer ein Spannungsfeld zwischen, wie Sie sagen, Teilhabe und Freiwilligkeit und aber auch Situationen, wo die Freiwilligkeit nicht gegeben ist oder Mitwirkung der Jugendlichen.
00:22:59: Also es gibt immer ethische und juristische Spannungsfelder in unserem Begriff.
00:23:03: Und das macht es natürlich manchmal sehr herausfordernd, da die Richter Entscheidungen zu treffen, falls es die überhaupt gibt.
00:23:11: Und der zweite Aspekt ist die Beziehungsarbeit, wie Sie schon gesagt haben, also die Beziehung nicht nur zu den Kindern und Jugendlichen selber.
00:23:19: wo es auch natürlich immer wieder mal Spannungen gibt, sondern auch zum gesamten Umfeld.
00:23:24: Also auch Eltern, die zum Teil zerstritten sind, dann zum Teil gibt es noch das Jugendamt, eine Wohneinrichtung beispielsweise.
00:23:32: Die Schule gibt es auch noch.
00:23:33: Also es gibt ein ganz weites Umfeld, mit dem man auch immer kommunizieren muss und das auch manchmal sehr herausfordernd ist, weil sich nicht alle einig sind.
00:23:42: Also insofern ist viel wirklich ein großer Teil unserer Arbeit Kommunikation und Verständigung zwischen.
00:23:49: den verschiedenen Akteuren.
00:23:50: Und das macht es herausfordernd, aber auch Interesse.
00:23:53: Und ethische und juristische Themen meinen Sie, dass Sie auch Dinge aushalten müssen, die Sie nicht ändern können.
00:24:01: Ja, und das sind Einzelfälle eben auch sicher alle Beteiligten uneins sind, ob eine Behandlung stattfinden soll oder nicht.
00:24:08: Also es gibt Fälle, wo eben Kinder und Jugendliche sich nicht in Behandlung begeben wollen und die Eltern eben das zum Beispiel schon wünschen, weil der oder die Jugendliche selbst oder fremdgefährdend sind.
00:24:19: Also es gibt Einzelfälle, wo wir wirklich uns überlegen müssen, ist eine Behandlung.
00:24:24: möglich oder auch erforderlich gegen den Willen, das oder der Betroffenen.
00:24:29: Wir müssen dann immer das Gericht fragen, das Familiengericht, also wir entscheiden das nicht selbst, sondern das Gericht entscheidet das für uns.
00:24:36: Aber es gibt immer wieder Situationen, wo eben auch in so geringem Ausmaß wie möglich, aber eben doch manchmal zwangnötig ist.
00:24:46: Und das sind natürlich herausfordernde Situationen.
00:24:49: Die Kehrseite der Herausforderung ist ja oder die andere Seite ist ja die Ohnmacht, die man für wenn man nicht so wirksam sein kann, wie man will.
00:24:56: Wie gehen Sie damit um?
00:24:58: Das ist was, was man erst mal lernen muss im Laufe des Berufslebens.
00:25:03: Also man kommt ja doch als junge Ärztin mit ganz viel Elan und Enthusiasmus in die Klinik und denkt, ja, ich kann heilen.
00:25:12: Und dass das eben gerade in den psychiatrischen Fächern oft nicht der Fall ist, dass man die Symptome, die Beschwerden völlig, also dass sie nicht mehr vorhanden sind am Ende einer Behandlung, dass man die völlig weg bekommt durch seine Therapie so gut sie auch sein muss, das ist leider selten der Fall.
00:25:31: Aber da lernt man recht schnell in dem Beruf, dass eben das, was wir leisten können, ist, dass es den Patienten doch ein Stück weit besser geht nach einer Behandlung und dass sie besser umgehen können mit herausfordernden Situationen oder mit den täglichen Anforderungen auch, dass sie vielleicht auch nach einer Zeit noch mal eine Behandlung brauchen.
00:25:49: Aber zumindest diese kleinen Schritte, die man da schon erreichen kann, die sind dann oft auch schon eine Ein Erfolgserlebnis sowohl für die Jugendlichen als auch für uns als Behandler natürlich.
00:26:01: Gilt es für die Medizin allgemein, dass in der Ausbildung so dieses, nicht vielleicht nicht so ausgesprochen, aber eigentlich so dieser Gedanke vermitteln wird, wir machen gesund, wir heilen und dann stellen wir ja fest, die Realität in der Klinik ist ja doch eine andere.
00:26:15: Das ist ja nicht schlimm, dass es nicht so ist, aber dass man einfach feststellt, also wir freuen uns über jeden, der hier gesund rausgeht.
00:26:23: Aber es ist ja doch zu einem ganz großen Teil.
00:26:25: Wir begleiten chronische Erkrankungen und versuchen Menschen, einen so autonomischen Leben wie möglich zu ermöglichen.
00:26:32: Und auch diese Wahrheit nicht zu verschweigen.
00:26:34: Das ist jetzt eine Kinder- und Jugendpsychiatrie vielleicht seltener, aber in anderen Fächern, wo wir das Sterben begleiten.
00:26:39: Ist das so oder sagen Sie, na, das ist ein bisschen verkürzt.
00:26:43: Das ist schon im Studium auch klar, dass wir jetzt nicht nur heilen.
00:26:47: Mein Studium ist ja jetzt schon eine Weile her, deswegen muss ich da nochmal überlegen.
00:26:53: Also was im Studium vermittelt wird, ist ja zum Teil schon recht mechanistisch.
00:26:57: Also es gibt das Krankheitsbild, man lernt, wie das entsteht, wie es sich äußert und wie es dann behandelt wird.
00:27:04: Also das Phänomen gibt es natürlich, dass das alles in dem Moment, wo man es hört, sehr logisch klingt und auch sehr erfolgsversprechend.
00:27:11: Und diese Aspekte ist sicher zu wenig diskutiert werden im Studium, also gerade die ethischen Aspekte.
00:27:16: und gerade auch der Umgang mit diesen Erfahrungen, die man dann macht, nicht heilen und nicht vollständig helfen zu können.
00:27:24: Ja, nach meiner Erinnerung kommt es zu kurzem Studium und wäre es auf jeden Fall wünschenswert, das mehr zu diskutieren.
00:27:30: Ja, im Beruf lernt man es dann oft sehr schnell, dass das so ist.
00:27:35: Jetzt werden Sie ja bis vor nicht allzu langer Zeit Geschäftsführende Oberjahrzehnte in Erlangen und haben dann den Schritt genommen zu sagen, ach, ich gehe jetzt noch mal ein Stück weiter.
00:27:45: Das Frängische, das lasse ich jetzt hinter mir, tausche das mit Ost-Westfalen.
00:27:49: Was hat Sie gereizt auch an der Aufgabe?
00:27:51: Universitätsprofessuren, Dienektirektoren?
00:27:56: Also zuerst mal die Ostwestfalen und die Franken werden oft als sehr ähnlich beschrieben von Verhalten und vom Charakter.
00:28:03: Insofern könnte man sagen, ich bin gar nicht so weit weggegangen.
00:28:07: Aber ja, im Ernst, also mich hat auf jeden Fall die neue Aufgabe gereizt, da auch noch mal gestaltender tätig zu sein, als bisher also wirklich die Klinik weiterzuentwickeln hier, was ein großes Ziel ist von uns allen, die wir in der Klinik arbeiten.
00:28:25: gleich beim ersten Besuch hier einen sehr guten Eindruck vom Team, das hier eben schon schon arbeitet und die Klinik die ganze Zeit hier geführt hat, auch als kein Chefarzt eben offiziell berufen war und hat mir gleich sehr gut gefallen, auch hier in Betel, das evangelische Klinikum Betel.
00:28:44: Also das war das Umfeld, das mir auf jeden Fall gefallen hat, aber auch andererseits die universitäre Aufgabe.
00:28:51: Also ich habe schon seit Beginn meiner Tätigkeit immer Forschung und Klinik parallel gemacht und finde das auch sehr spannend, wenn sich Forschungsfragen wirklich aus der Klinik entwickeln.
00:29:01: Und insofern war das auch mein Wunsch, das weiterhin zu tun, also weiterhin forschend und auch in der Lehre tätig zu sein neben der klinischen Arbeit.
00:29:09: Und da ist so eine Position natürlich die beste Basis, um dies zu tun und auch zu schauen, welche neuen Forschungsfragen interessieren mich und da auch die Mittel dann zu haben, die um... umsetzen zu können, also das und eben auch die persönliche Weiterentwicklung.
00:29:27: auch mal an einem anderen Ort als Franken.
00:29:31: Wie erleben Sie die Studierenden als Leute, die an dem Fach Kinder und Jugendpsychiatrie interessiert sind?
00:29:36: Oder sind Sie eher so ein Fach, wo Sie sagen müssen, wir müssen noch ein bisschen Werbung machen für die Schönheit unseres Faches bei allem, was daran herausfordernd
00:29:43: ist?
00:29:43: Beides sicherlich.
00:29:44: Ich hatte jetzt noch nicht so viele Lehrveranstaltungen hier in Bielefeld.
00:29:48: In Erlangen waren die meisten Lehrveranstaltungen freiwillig, tatsächlich.
00:29:52: Und diejenigen Studierenden, die da gekommen sind, die waren sehr interessiert und sehr angenehm.
00:29:57: und wollten über das Fachgebiet lernen und haben das auch als zukünftige Tätigkeit auf jeden Fall auf dem Schirm gehabt, was schon mal viel wert ist, weil viele Studierenden doch tatsächlich, wie sie sagen, eher dass als kleines Fach das nicht so zentral im Studium ist, so oft auch übersehen.
00:30:15: Also insofern, ja, wir wollen Werbung machen für unser Fachgebiet.
00:30:19: Es gibt einen Ärztemangel, so im Assistenzärztinnen, aber auch vor allem im Fachärztinnenbereich.
00:30:25: Und deswegen wünschen wir uns schon mehr Präsenz zu sein bei den Studierenden und doch für unser tolles und interessantes Fachgebiet zu werben.
00:30:34: Sie haben vorhin gesagt, Sie haben sich auf die Aufgabe gefreut, um auch gestalten zu können.
00:30:38: Das ist ja völlig klar, dass man, wenn man irgendwo hinkommt, nicht nur das abspuren will, was eh schon da ist.
00:30:43: Wo sehen Sie die Gestaltungspotenziale?
00:30:45: Was haben Sie für eine Vision für diese Kinder- und Psychiatrie?
00:30:48: Was wird sich mit Ihnen entwickeln?
00:30:51: Das kann ich natürlich noch nicht so genau sagen, weil es nicht nur von mir abhängt, sondern auch von äußeren Faktoren.
00:30:57: Wir sind unter
00:30:58: uns.
00:30:58: Sie können mal frei fantasieren.
00:31:00: Zum einen hängt es natürlich auch von den Wäumlichkeiten ab von den Gebäuden.
00:31:04: Und da würde ich mir wünschen, dass wir mehr Platz hätten als Kinder- und Jugendpsychiatrie.
00:31:08: Der Bedarf ist auf jeden Fall da.
00:31:10: Wir haben gute Möglichkeiten.
00:31:12: Wir haben viele Anfragen.
00:31:15: In Bielefeld ist auch die Versorgung durch die Niedergelassenen nicht so, dass man da schnell einen Platz.
00:31:21: Insofern ist der Bedarf da, sowohl ambulant als auch stationär oder teilstationär zu wachsen.
00:31:27: Wenn wir da die Möglichkeit haben, dann wünsche ich mir viele Dinge als teilstationäre Angebote auch durchführen zu können, also da das Behandlungsspektrum zu erweitern oder eher ein bisschen zu verschieben und ein bisschen mehr wegzukommen von den reinen vollstationären Therapien, sondern auch sehr das Umfeld eben schon von Beginn der Behandlung an integrieren zu können.
00:31:50: Und hier wünsche ich mir auch Schwerpunkte zu setzen, zum einen im Bereich Erststörungen, zum anderen im Bereich Traumafolgestörungen beispielsweise.
00:32:00: Dann gibt es viele spannende Kooperationen mit der Erwachsenenpsychiatrie im Transitionsbereich, mit der Kinderklinik im Bereich Erststörungen und so Motivormestörungen beispielsweise.
00:32:12: Mutterkind oder Elternkind einhalten, besser gesagt, das ist was, wo der Bedarf auf jeden Fall da ist.
00:32:18: Also bestimmte Schwerpunkte, die man nochmal gezielter ausbauen könnte, sowohl ambulant als auch stationär und teilstationär.
00:32:26: und da eben so weiterzuwachsen und mehr Richtung niedrigschwelligere Angebote wie ambulante oder teilstationäre Versorgungsmöglichkeiten, wo man noch mehr das Umfeld einbinden kann, wo man vielleicht den Schulbesuch weiterführen kann oder wo die Jugendlichen weiter in Wohngruppen, in Jugendhilfeeinrichtungen wohnen können und trotzdem die Behandlung bekommen.
00:32:52: Es klingt nach, das wird mir jetzt nochmal gerade so klar, dass ihr Arbeitsgebiet der Kinder- und Jugendsuchertrie eigentlich eine Arbeit irgendwie mitten im Leben dieser jungen Menschen ist.
00:33:04: Also das ist gar nicht so, also auch wenn sie, wenn die in der Klinik eine gewisse Zeit sind und dadurch abgesondert, aber sie zeichnen ja gerade so ein visionäres Bild von so einer steilstationären Behandlung, wo man sagen kann, es ist eine gute Symbiose in diesem Umfeld, wo sie auch hin zurück sollen und müssen.
00:33:21: gut zurechtzukommen.
00:33:23: Und wenn es gut geht, dann eine glückliche Zukunft, was auch immer das für den einzelnen bedeutet.
00:33:31: Zum Schluss, alle guten Dinge sind drei.
00:33:34: Ein Satz zum Verenden.
00:33:35: Hätte ich viel Zeit, würde ich zunächst.
00:33:38: Das ist wirklich schwierig, weil die Frage ist, ob die Zeit ... Beruflich oder privat?
00:33:43: Sie haben
00:33:43: die Privat.
00:33:44: Und wir entscheiden uns.
00:33:45: Sie haben die Privat.
00:33:46: Sie haben jetzt
00:33:47: nichts mehr zu arbeiten.
00:33:48: Sie dürfen
00:33:49: zwei entscheiden.
00:33:49: Das ist ein schwer vorstellbarer Zustand, aber wenn ich privat mehr Zeit hätte, würde ich die auf jeden Fall viel mit Menschen, die mir nahestehen, verbringen mit der Familie, mit dem Partner und würde vier reisen und vier Unternehmen, mir viele kulturelle Dinge anschauen beispielsweise und viele fremde Länder besuchen.
00:34:11: Okay.
00:34:13: Frau Prof.
00:34:14: Hohnersch, ganz herzlichen Dank, dass Sie da gewesen sind und erzählt haben über Ihre Arbeit und das, was Sie bei uns tun.
00:34:20: Vielen Dank.
00:34:21: Sehr gerne.
00:34:21: Vielen Dank.
00:34:23: Das war
00:34:23: ...
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